Während in Köln, Düsseldorf, Mainz, Bonn, Krefeld und anderswo im Rheinland noch immer Details der „neuen“ Sicherheitskonzepte, die anscheinend allesamt erst seit Silvester 2015 nötig wurden, diskutiert werden, bereitet sich auch das kleine Mohács in Ungarn auf seinen großen Karnevalsumzug am morgigen Sonntag vor. Der Mohácser Karneval soll bereits 2015 nach Schätzungen bis zu 200.000 Besucher angezogen haben. Der Fasching im Donau-Drau-Eck ist damit der größte Ungarns und eine der bedeutendsten Touristenevents des Jahres in Ungarn.
Am morgigen Faschingssontag, den 11. Februar 2018, versammeln sich um 13.40 Uhr die Jecken, die hier busó heißen, auf dem Koló-Platz im nörlichen Stadtzentrum, von wo sich der Karnevalszug, der „Busójárás“ um 14 Uhr Richtung Szécheny-Platz in Bewegung setzt. Dort, auf dem zentralen Platz vor dem Rathaus, finden das ganze Wochenende Veranstaltungen auf einer Freilichtbühne statt, es treten Band und überwiegend südslawische Volkstanzgruppen auf. Die ganze Weglänge des Zuges beträgt nur 800 Meter, dennoch dauert es rund zwei Stunden, bis der letzte Busó-Wagen die Reihen der Zuschauer passiert hat.
Die Teilnehmer des Zuges bieten für einen rheinischen Jecken ein völlig ungewohntes Bild. Weder Narrenkappen, noch spätbarocke Gardekostüme, noch Funkenmariechen sind hier zu sehen. Die „Busók“ sind vielmehr furchterregende große Kobolde, in dicke Schafpelze gehüllt, die auch den den ganzen Kopf bedecken. Darunter tragen sie weiße Schäferhosen und Stiefel. Die Gesichter sind durch große, handgeschnitzte, rote oder schwarze Masken verdeckt, an deren Stirnpartie ein paar lange, spitze, hölzerne Hörner die teuflische Natur der Ungeheuer unmissverständlich zum Ausdruck bringen. Wie wir nach dem letzten Busójárás feststellen konnten, sind die Gesichter der jungen Männer darunter schwarz bemalt. Im Festzug fährt ein Hexenwagen mit schwarzen Hexen mit, und auch einzeln mitlaufende Frauen verstehen unter #GesichtZeigen gern schwarz eingefärbte Gesichter, die einen reizvollen Kontrast zu den vollen roten Lippen bilden.
Der Großteil der Frauen ist aber in slawische Volkstrachten gekleidet, bunt bestickte Blusen, Röcke und Schürze, die Beine zieren dicke Überstrümpfe mit farbigen Troddeln daran. Das sind die „busólányok“ (Buscho-Mädchen). Auch sie tragen schwarze oder rote Stoffmasken, die nach unten in Fransen auslaufen, manche tragen auch Masken aus einer Art schwarzer Spitze. Die Haare tragen sie in der Art der Volkstänzerinnen fest nach hinten zu einem Zopf oder Dutt gebunden, über den Schultern einen großes, schwarzen Wollumhang. Während die Teufelsburschen mit Knarren und plötzliches Zuspringen die Besucher erschrecken, begleiten die Frauen meist in kleinen Gruppen, zu dritt und zu viert, gehend oder darauf sitzend und winkend die Wagen.
Für die artistischen Einlagen sorgen praktisch ausschließlich die Busók. Einer Volkssage zufolge waren die ersten Busók Schäfer und Landbewohner, die im 1687 nach der zweiten Schlacht bei Mohács (eigentlich bei Villány bzw. Harsány, 25 km von Mohács), die für das türkische Heer unter Süleyman Paşa übel ausging, vor versprengten türkischen Truppen in den kleinen, befestigten Flecken Mohács flohen. Ein alter Mann, Angehöriger des slawischen Stammes der Sokác (Schokatz), soll den Flüchtlingen geraten haben, sich Masken zu schnitzen und in der Stadt ein lautes Geschrei und Umläufe zu veranstalten, dies werde die Marodeure davon abhalten, in die Stadt einzudringen. So geschah es…
Wahr ist an dieser Sage nur, dass die Hauptveranstalter des Busójárás die Volksgruppe der Schokatz ist, die dabei aber energisch von den hier zahlreich siedelnden Ungardeutschen und auch den Ungarn unterstützt wird.
Schon in der Woche vor dem Karnevalswochenende beginnt das wilde Treiben der Busók auf den Straßen des Land- und Fischerstädtchens. Am Nachmittag, wenn die Schulen schließen, wechseln die Schüler die Jeanskleider gegen die schwere Busó-Tracht. In der Abenddämmerung versammeln sich die Schreckensgestalten in kleinen Gruppen auf den Plätzen der Stadt, um Touristen zu jagen. Wild Holzratschen schleudernd und mit Stöcken, Stäben und Reisigruten bewaffnet stürzen sie auf nichtsahnende Besucher zu und heben auch schon mal Touristinnen in die Luft.
Der linke Zeitgeist gegen eine ethnische Minderheit
Letzteres scheint einigen, von linksfeministischer Korrektheit intendierten Kritikern des Volksfestes ein Dorn im Auge zu sein. Nicht nur, dass die, wenn es um islamische Zwangsvorschriften wie das Tragen von Hijab geht, sich „weltoffenen“ gebenden Ethnofans Trachten hassen wie die Pest, sie lassen auch keine Gelegenheit aus, im Zuge ihrer #meToo-Kampagne angebliche Übergriffe der Busók gegen Frauen hochzujubeln. Im vergangenen Jahr wandte sich ein angeblicher Vater mit der Anklage, die Busók hätten seine 15-jährige Tochter begrabscht, an die Lokalpresse. Er behauptete, die Maskenmänner hätten mit seiner 15-jährigen Tochter eine Art Taharrush gamea, das berüchtigte #rape game der islamischen Welt, veranstaltet, sie umkreist und begrabscht. Anschließend meldete sich auch eine 22-jährige zu Wort, die ebenfalls in einem Interview anklagte, sie sei betatscht worden. Dazu muss man wissen: Die Maskenträger verscheuchen den Winter. Die Veranstalterin meinte zu den Vorwürfen, es sei die Aufgabe der Busók, die Leute zu erschrecken. Sie machen Lärm mit Ratschen, laufen auf Besucher zu und heben sie manchmal hoch oder veranstalten einen kleinen Tanz, drehen die Frauen um die Achse etc. Daraus machen die Linken eine Art Taharrush. Da bricht ihr eigenes, schlechtes Gewissen durch.
Was wirklich passiert, sieht man hier im Video: Bei 10:57 wird ein Mädchen von den Busók gepackt und im Kreis gedreht, zuletzt fallen sie alle auch noch hin. Das ist freilich nicht die 15-jährige aus dem Artikel, sondern eine Ordnerin und die nimmt es auch mit Humor. Ab 14:59 hebt ein Busó eine Frau hoch und trägt sie ein paar Meter. Viel interessanter finden wir aber kurz darauf den kleinen Mann mit der Riesen-Ratsche – der schleudert die auch noch! Auch das „Blackfacing” ist den linken „Antirassisten“ ein Dorn im Auge. Verschiedentlich, deutlich aber bei 16:01 kommt eine Frau mit schwarz gefärbtem Gesicht ins Bild.
Es ist eben wie mit ganz Ungarn: Den „progressiven“ Holocaust-Relativierern und HAMAS-Freunden in Wien, Berlin und Brüssel ist das widerborstige Ungarn und sind seine Sitten ein immerwährender Pfahl im Fleisch. Sie, die zu Hause – „Heimat“ darf man ja bei ihnen nicht sagen – das Maul nicht weit genug aufreißen können, wenn um ihre angeblich benachteiligten religiösen Minderheiten geht, z.B. das „Recht“, als Lehrerin oder Richterin im Dienst einen Hijab zu tragen, wollen einer ethnischen Minderheit in Ungarn, den Schokatz, die Ausübung ihres traditionellen Brauchtums verweigern. Damit vergeht sich die selbstgerechte Avantgarde des Fortschritts und der Humanität an den verbürgten Rechten einer historischen, ethnischen Minderheit, die mit ihrem Brauchtums etwas ganz Seltenes geschaffen haben: Nämlich eine gemeinsame Identität von drei lokalen Volksgruppen zu stiften, deren gemeinsames Fest zudem im Laufe der Jahrzehnte der Publikumsmagnet des ganzen Landes wurde und mit seinen Gastauftritten südslawischer, serbischer, bosnischer und kroatischer Volkstanzgruppen einen bedeutenden Beitrag zur Völkerverständigung im Donau-Drau-Gebiet, in der letzte blutige Ethno-Krieg noch in übelster Erinnerung ist, leistet.