Wer in diesen Tagen unserem Blog – die Website sopianae.eu – besucht hat, wird vielleicht unter den Werbeeinblendungen ein markantes Gesicht wahrgenommen haben: Ein älterer Herr verspricht eine Botschaft. Indessen, es ist eine Botschaft aus dem Jenseits.
Am morgigen Donnerstag, den 18.05., wird der ehemalige TV-Quizmaster, Schauspieler und Sänger István Vágó (1949-2023) zur letzten Ruhe geleitet. Der Showmaster der beliebten Quizsendung „Kicsoda – Micsoda” (Wer – Was), der ursprünglich an der Technischen Universität Budapest einen Abschluss als Chemieingenieur erworben hatte, war – trotzdem er katholisch getauft war – ein ausgesprochener Rationalist. Im Dezember 2006 gründete er die Skeptische Gesellschaft, mit der u.a. gegen die Homöopathie kämpfte.
Sein Rationalismus und Skeptizismus, vielleicht auch die Beschäftigung mit seiner jüdischen Herkunft – seine Mutter hatte Auschwitz überlebt – führte den „Quizprofessor” (Vágó selbst lehnte die Bezeichnung ab) nach der Machtübernahme der Fidesz/KDNP im Jahre 2010 schließlich ins Lager der ungarischen politischen Linken. Bei der Parlamentswahl 2014 kandidierte Vágó für ein linkes Bündnis unter Führung der „Demokratischen Koalition” des ehemaligen Premiers Ferenc Gyurcsány, den er mit Joseph II. verglich – ohne Erfolg.
Im Januar 2015 trat der polyglotte Showmann – er sprach fließend Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch – in die Demokratische Koalition ein und wurde Leiter der Arbeitsgruppe Medien der Partei. Im September 2016 rückte er für einen im XII. Bezirk aus der DK ausgeschiedenen Abgeordneten der Bezirksversammlung nach.
Am 29.04.2023, am zweiten Tages des Papstbesuchs, erlitt der 74-jährige einen Schlaganfall. Die herbeigerufene Ambulanz konnte nicht mehr helfen.
In seinem letzten Post auf seiner Facebook-Seite hatte Vágó den Besuch von Franziskus mit dessen Kuba-Reise 2015 verglichen und ein Foto des Papstes mit Fidel Castro mit einem an die MSZP-Vorsitzende Lendvai gerichteten Satz kommentiert:
Ich freue mich, liebe Ildiko Lendvai, dass auch Sie den Besuch des Papstes in Kuba als klare Widerlegung der Vorstellung betrachten, ein solcher Besuch sei eine Unterstützung für das dortige Regime…
Linke Atheisten und Agnostiker wollten in der Inzidenz der Geschehnisse ein göttliches Strafgericht über einen Papst-Spötter sehen, wovon keine Rede sein kann. Die Vernunft verbietet solche metaphysischen Spekulationen.
Quellen:
https://hu.wikipedia.org/wiki/V%C3%A1g%C3%B3_Istv%C3%A1n_(m%C5%B1sorvezet%C5%91)