Kurztrip vom 26. bis 30. Mai 2025 | Ein Gastbeitrag von Nadin Natalie Arts

Wir haben Ende Mai einen kurzen, aber eindrucksvollen Trip nach Istanbul unternommen. Anlass war in erster Linie ein Konzertbesuch, doch wie sich schnell herausstellte, bietet diese faszinierende Stadt noch so viel mehr. Geflogen sind wir von Budapest aus zum Flughafen Sabiha Gökçen. Entgegen mancher warnender Stimmen verlief die Einreise und Kontrolle vollkommen reibungslos. Mit dem Mietwagen machten wir uns auf den Weg in den Stadtteil Fatih, dem Herzen der Altstadt. Fatih ist ein besonderes Viertel: Hier trifft die osmanische Geschichte auf das heutige geschäftige Istanbul. Historische Bauten, Basare und Moscheen prägen das Stadtbild und lassen einen tief in die Vergangenheit eintauchen.
Unser Hotel war einfach gehalten, dafür aber sehr zentral gelegen. Das Parken des Mietwagens, wir hatten einen kleinen Hyundai i20 gebucht, haben aber später als kostenloses Update einen Peugeot 2008, noch neu, erhalten – allerdings waren wir mit diesem Update nicht sonderlich glücklich, da ein kleines Auto in dieser Stadt eher empfehlenswert ist; hingegen, wie in vielen Metropolen, eine echte Herausforderung. Dafür punktete das Hotel mit sehr freundlichem Service, sauberen Zimmern und einem hervorragenden Frühstück. Da wir keine Freunde von Pauschalurlauben sind, reicht uns ein gutes Frühstück völlig aus – den Rest erkunden wir lieber selbst.
Bereits am Ankunftstag schlenderten wir durch das Viertel und ließen den Abend bei einem ausgezeichneten Essen in einem kleinen Restaurant ausklingen. Das türkische Essen kann vegetarierfreundlich sein, allerdings ist Lamm, Huhn, Fisch und Rind auch hier allgegenwärtig. Es gibt allerdings auch viel Gemüse, selbst zum Frühstück isst man gerne frische Gurken, Tomaten etc. Alkohol wird nur in Restaurants bzw. Bars ausgeschenkt, die eine spezielle Lizenz dafür haben. Also nicht überall gibt es Alkohol. Man sieht auf den Straßen auch keine Türken mit Bierdosen oder gar betrunkene Moslem.
Am nächsten Tag stürzten wir uns ins Verkehrschaos von Istanbul. Was auf den ersten Blick unkoordiniert und chaotisch wirkt, funktioniert in dieser 16-Millionen-Metropole doch erstaunlich gut. Dennoch: Im Schnitt verunglücken in Istanbul pro Monat rund 133 Menschen tödlich im Straßenverkehr. 1
Ein Höhepunkt war der Besuch der Süleymaniye-Moschee 2 einer der prächtigsten und bedeutendsten Moscheen der Stadt. Selbstverständlich habe ich dabei die örtlichen Sitten respektiert, man geht barfuß in die Moschee und Frauen haben den Kopf zu bedecken, kurze Hosen sind nicht gestattet. Von der Rückseite der Moschee eröffnet sich ein grandioser Blick auf den Bosporus 3
Nach dem Moscheebesuch zog es uns auf die asiatische Seite Istanbuls. Hier verschmelzen die Kulturen. Für Vinyl-Liebhaber wie meinen Mann sind die kleinen Plattenläden wahre Schatztruhen. Ich selbst konnte bei den vielen Börek Läden nicht widerstehen. Börek ist ein traditionelles gefülltes Teiggericht aus der türkischen Küche, meist aus Yufka- oder Filoteig. Typische Füllungen sind Käse, Spinat, Hackfleisch oder Kartoffeln. Börek wird gebacken oder frittiert und sowohl warm als auch kalt serviert
Auch hier fiel uns erneut auf, wie herzlich die Menschen sind. Kein einziges Mal fühlte ich mich unwohl oder belästigt – eine angenehme Erfahrung, die man in deutschen Großstädten mittlerweile leider oft vermisst.
Am Mittwoch verschlug es uns in das Viertel rund um den Taksim-Platz, genauer gesagt ins Viertel Beyoğlu. Von dort spazierten wir zum Taksim-Platz selbst – einem geschichtsträchtigen Ort, der Schauplatz zahlreicher politischer Ereignisse war. Auch heute sind um das Atatürk-Denkmal so genannte „Wellenbrecher“ zu sehen.4 Atatürk, der Begründer der modernen Türkei, führte tiefgreifende Reformen durch. Seit 1923 ist Ankara die Hauptstadt der Türkei 5
Was mich besonders beeindruckt hat: Überall wehen türkische Nationalflaggen. Der Nationalstolz der Menschen ist offen und selbstverständlich sichtbar. In Deutschland hingegen wird der Umgang mit der eigenen Flagge oft von einer politisch aufgeladenen Schamkultur begleitet.
Auf dem Weg durch Beyoğlu kehrten wir in einen weiteren Plattenladen ein.
Apropos Katzen: Bereits im Vorfeld meines Istanbul-Trips schlugen einige Tierschützer in den sozialen Medien Alarm – wegen des neuen Tierschutzgesetzes von 2024 6.
Ein weiteres Highlight war der erste Besuch meines Mannes in einem echten Barber Shop. Hier wird das Haare schneiden und Rasieren noch als Handwerkskunst zelebriert – präzise, mit klassischen Techniken und einer entspannten Atmosphäre.
Am Nachmittag fuhren wir nach Çamlıca und besuchten den imposanten Çamlıca Fernsehturm 7. Von der Aussichtsplattform bietet sich ein spektakulärer Blick über die gewaltige Metropole. Mit einer Höhe von 369 Metern ist der Turm das höchste Bauwerk der Türkei und seit 2021 für Besucher geöffnet.
Den Mittwochabend krönte das Konzert, unser eigentlicher Reiseanlass. Die Stimmung war großartig: Fröhliche, liberale Türken feierten ausgelassen und machten den Abend zu einem besonderen Erlebnis.
Am Donnerstag dann ein kleines Abenteuer: Unser Mietwagen wurde abgeschleppt. Doch mit etwas Improvisation und Hilfe zweier freundlicher Verkehrspolizisten war das Auto schnell wieder in unserer Hand – 35 Euro später und um einige amüsante Anekdoten reicher.
An diesem Tag gönnte ich mir zudem einen Friseurbesuch, während mein Mann den Galataturm 8 erkundete. Der mittelalterliche Turm bietet einen großartigen Rundblick auf die Altstadt und den Bosporus und ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt.
Ein weiteres Highlight war unser Besuch im Çemberlitaş Hamam – einem der ältesten und schönsten traditionellen türkischen Bäder. Frauen und Männer werden dort getrennt betreut. Die Kombination aus Dampfbad, Seifenschaummassage und Entspannung ist ein Erlebnis für Körper und Seele.
Auf dem Rückweg wurden wir von einer ganz besonderen Attraktion überrascht: Über der Stadt wurden anlässlich des 29. Mai die Kunstflüge von F-16-Kampfjets gezeigt – Teil der jährlichen Feierlichkeiten zum „Tag der Eroberung von Konstantinopel“, einem wichtigen Nationalfeiertag in der Türkei.9 Der 29. Mai wird in der Türkei als Gedenktag an die Eroberung von Konstantinopel im Jahr 1453 begangen. An diesem Tag eroberte Sultan Mehmed II. die damalige byzantinische Hauptstadt, was das Ende des Byzantinischen Reiches und den Aufstieg des Osmanischen Reiches markierte
Am Freitag hieß es dann schon wieder Abschied nehmen.
Unser Fazit: Istanbul ist eine faszinierende Stadt, die wir unbedingt noch einmal besuchen möchten.
1 World Health Organization, „Global Status Report on Road Safety 2023 – Turkey Data“
2 https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCleymaniye-Moschee
3 https://www.britannica.com/place/Bosporus
4 https://www.britannica.com/biography/Kemal-Ataturk
5 https://www.britannica.com/place/Ankara
6 Resmi Gazete 2024/30123, Artikel 6a ff.
7 https://www.camlicakulesi.istanbul
8 https://www.galatatower.net
9 https://de.wikipedia.org/wiki/Eroberung_von_Konstantinopel_(1453)








