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Es gehört zur menschlichen Freiheit, leichte Muse zu konsumieren – ohne dafür bestraft werden
Am Mittwoch hat Orbán das neue Werbesteuer-Gesetz, welches allein RTL Klub trifft, durchs Parlament gebracht. Der Ministerpräsident und seine regierende Fidesz-KDNP-Koalition versprechen sich davon jährliche Mehreinnahmen von 7-8 Mrd. Forint, die RTL praktisch allein aufzubringen hat – Geld für die ab diesem Monat zu zahlenden Kreditraten für den Neubau des AKW Paks an die Kreditgeber, die Russen. Zugleich muss die Staatskasse auch für die 41 (in Worten: einundvierzig!) neuen Staatssekretäre, die Orbán zu alimentieren gedenkt, herhalten. Seitdem sind die Kollegen bei RTL jetzt ein klein wenig aufgewacht und bringen auch mal Kritisches in ihren Nachrichten, nicht nur, wie vom Fidesz-Abgeordneten László L. Simon formuliert, „Unfälle, Krimi- und Katastrophensachen”. Wörtlich sagte L. Simon* der Fidesz-nahen Wochenzeitung „Héti Válasz”:
„Als wir 2010 das Mediengesetz schufen, waren wir noch guter Hoffnung, dass dies eine Qualitätsverbesserung nach sich ziehen würde, so dass die Nachrichtensendungen nicht nur voll mit Unfall-, Krimi- und Katastrophensachen sind. Es kam nicht so.”
(Online z. B. hier nachlesbar in Ungarisch, Zitat beginnt: Amikor 2010-ben …). http://www.stop.hu/belfold/ez-bizony-gyanus/1245986).
Wenn RTL Klub und auch TV2 (u.a. Pro7-Gruppe) sich aus Ungarn zurückziehen, wie 2013 als Folge einer Werbesteuer von den Luxemburgern schon angekündigt, bedeutet dies den Wegfall von mehreren hundert Arbeitsplätzen in der Film- und Werbebranche. Ganz unrecht hat Herr Simon ansonsten mit seiner Äußerung nicht. Statt in der Vergangenheit aufklärend zu wirken, hat RTL Klub sein mehrheitlich recht junges Publikum mit Sendungen wie: Tag und Nacht in Budapest (Éjjel-nappal Budapest), Unter Freunden (Barátok közt), X-Faktor usw. regelrecht besoffen gemacht. Daher hält sich das Mitleid im Lande, auch in oppositionellen Kreisen, durchaus in Grenzen. Wir richten unseren Blick auf Premier Orbán. Solange RTL auch mal Kritisches bringt, ist das sehr zu begrüßen. Im übrigen gehört es zur menschlichen Freiheit, leichte Muse zu konsumieren – ohne dafür bestraft und abgesteuert zu werden.
* Nicht zu verwechseln mit Gábor Simon von den ungarischen Sozialisten (MSZP); der wg. Finanztransaktionen im Zusammenhang mit Urkundenfälschung (ausländischer Pass auf anderen Namen) in U-Haft saß, die um den 12. Mai in Hausarrest abgewandelt wurde.