Heute jährt sich die Unterzeichnung des Vertrages von Trianon, mit dem Ungarn seine Kriegsschuld (unter Protest) anerkannte und den Verlust von zwei Dritteln seines Staatsgebietes besiegelte, zum 99. Mal. Der Friedensvertrag enthält ähnliche Bestimmungen wie der Vertrag für Versailles für das Deutsche Reich. So wurde die Stärke des Militärs auf 35.000 langdienende Soldaten und ein Heer ohne schwere Waffen festgelegt. „Die ungarische Delegation unterschrieb den Vertrag unter Widerspruch am 4. Juni 1920”, heißt es im deutschen Wikipedia.
Vor allem die Gebietsverluste im Norden des ehemaligen Königreiches Ungarn – am 28. Oktober 1918 war die Tschechoslowakische Republik ausgerufen worden, bestand also bei Vertragsschluss bereits ein halbes Jahr, wenn auch nicht unangefochten (Besetzung des Gebietes um Kaschau durch die Truppen der kurzlebigen Räterepublik unter Béla Kun) und Osten des Landes infolge des neuen Königreiches Rumänien – wogen schwer. Mit den Nordkarpaten ging die gesamte Bergbauindustrie Ungarn, die sich in den sieben ehemals deutschen Freistädten konzentrierte, verloren.[1]
Im Jahre 2010 war es eine der ersten Maßnahmen des neugewählten Parlaments, den jährlich am 4. Juni abgehaltenen „Trianon emléknapja” in „Nemzeti összetartozás napjá”, Tag der Nationalen Einheit umzubenennen. Aus diesem Bestreben heraus erwuchs auch die „Doppelpass-Politik” der Fidesz-KDNP-Regierung, mit der u.a. eine Million Seckler / Székler fortan ihr Wahlrecht in den Wahlen zur ungarischen Nationalversammlung und zur EU-Wahl ausüben können – sofern sie zusätzlich zur rumänischen die ungarische Staatsbürgerschaft annehmen.
[1] Vgl. Seewann, Gerhard; Geschichte der Deutschen in Ungarn Band 2: 1860 bis 2006, https://digital.herder-institut.de/publications/frontdoor/deliver/index/docId/105/file/Studien_24II_ISBN_9783879693740.pdf, S. 73;
Probst, Günther: Die niederungarischen Bergstädte, Persönlichkeiten und treibende Kräfte in Blüte und Verfall, https://www.zfo-online.de/index.php/zf/article/download/5001/4743, charakterisiert eingangs kurz den Bergbau (die slowakischen Namen in Klammern von uns):
„Sieben Städte waren es, die dem niederungarischen Bergbezirk angehörten: Kremnitz [Kremnica], die Goldstadt, Schemnitz [Banská Štiavnica], die Silber- und Neusohl [Banská Bystrica], die Kupferstadt als die drei mächtigsten und dann als ihre, wenn auch gleichberechtigten Trabanten noch Königsberg, Pukkanz, Dilln und Libethen. Sie hießen die „niederungarischen” Bergstädte zum Unterschied von den ebenfalls sieben „oberungarischen”, deren Hauptorte Göllnitz und Schmöllnitz waren.”
Ein historischer, ungarischer Kurzfilm erklärt in 5 Minuten die Folgen des Pariser Friedensdiktates: