Inzwischen liegen auch die (nichtamtlichen) Ergebnisse der Kommunalwahl für Pécs vor. Die Lage im künftigen Stadtparlament ähnelt der in Győr.
Nach dem derzeitigen Stand der Dinge wird Noch-Bürgermeister Attila Péterffy in der 25-köpfigen Versammlung von Pécs nur neun Vertreter haben, die ihm gegenüber loyal sind, während das Fidesz-KDNP-ÖPE-Bündnis allein elf Vertreter stellen wird. Weitere vier werden von Akteuren gestellt, die als entschiedene Kritiker des Bürgermeisters gelten. Das Linksbündnis „Zukunft von Pécs”, das ihn stützt, ist in der Minderheit, seine Zukunft erscheint fraglich.[1]
Diese 4, über Listen erworbene Mandate verteilen sich auf folgende Abgeordnete:
– Szilvia Bognár, „Personalberaterin, Kommunikations- und Medienexpertin, politische Analystin, Mutter”, so ihre Selbstdarstellung auf Facebook, erwarb 2019 ein Mandat für den Verein „Jedermann für Pécs”, trat nach der Wahl aber in die „Demokratische Koalition” des ehemaligen sozialistischen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány ein und war bis Anfang Dezember 2021 stellvertretende Bürgermeisterin unter Attila Péterffy, zuständig für Kulturangelegenheiten und Belange Ziviler Organisationen. Nach Querelen mit ihrem Chef sowie wegen mangelnder Rückendeckung seitens ihrer Partei in diesem Streite trat sie am 07.12.2021 aus der DK aus, legte ihren Posten als stellvertr. Bürgermeisterin nieder (der sofort an einen linientreuen kommunistischen Kader weitergeschoben wurde) und gründete in der folgenden Zeit mit zwei weiteren Austritten aus Parteien der Péterffy-Koalition „Zukunft Pécs” eine Fraktion „Saubere Hände”, die in scharfer Opposition zu Péterffy stand, u.a. wegen seiner Manie, möglichst viel Grünflächen der Stadt zuzubetonieren, was ihm den Beinahmen „der Betonffy” eintrug.
– Ádam Talabér, Vorsitzender des LMP-nahen Vereins „Pécs Jetzt” (Pécs Most), ein Politologie-Student, de facto der Nachfolger des langjährigen (seit 2009!) LMP-Abgeordneten József Kóbor;
– Viktoria Hankó von der Zweischwänzigen Hundepartei. Ihr Parteivorsitzender Gergely Kovács wurde gestern mit fast 54% der Stimmen zum Bürgermeister des XII. Budapester Bezirks in Buda gewählt. Die Partei soll gegen eine Teilnahme Ungarns am Ukraine-Krieg sein.
– Tamás Varga von der nationalistischen Partei Mi Hazánk. Über den in Pécs studierten Juristen ist bislang wenig bekannt.
Es wird angesichts der heiklen Lage des Betonfreundes Péterffy noch spannend werden in Pécs. Eine ähnlich Situation besteht in der Audistadt Győr, wo seit Montag ein linker Bürgermeister einer Fidesz-Mehrheit im Stadtrat gegenübersteht. Eines scheint sicher: Peterffy, der bisher jegliche Zusammenarbeit mit den zivilen Initiativen der Stadt abgelehnt hat und in keiner Weise eine zivile Kontrolle oder die Vertretung ziviler Interessen in der Stadtvertretung wünscht, wird nun gezwungen sein, die Bevölkerung zu berücksichtigen.
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[1] Im Wahlkreis Pécs 15 herrscht Stimmengleichheit zwischen der Fidesz-Kandidatin Andrea Vörösné Deák und dem Kandidaten des Péterffy-Vereins „Zukunft von Pécs”, Csaba Fürj.
https://vtr.valasztas.hu/onk2024/valasztopolgaroknak/varmegyek-telepulesek/varmegyek/02/telepulesek/217?tab=results&filter=constituency
Fotos: Wo nicht anders (auch durch Bildinschrift angegeben, stammen die Fotos von Facebook.