Wieder ein Obdachlosenskandal in Südungarn: Offenbar macht das Beispiel Pécs, wo seit kurzem Obdachlosen der Aufenthalt an bestimmten Plätzen in der Stadt verboten ist, Schule. Eine entsprechende Verordnung war am 24.09. in der letzten Sitzung vor den Kommunalwahlen von der FIDESZ-ÖPE-Mehrheit angenommen worden. Nun färben Zucht und Ordnung nach Führer-Manier auch auf Bonyhád, eine Fidesz-regierte Kleinstadt mit um 13.500 Einwohnern ca. 40 km nordöstlich von Pécs, ab. Der Fall: Ein Obdachloser sucht vor der eisigen Kälte Schutz in einer katholischen Kirche. Die jedoch – wer genau, ob Pfarrer, Küster, Ministranten, „Schlüsselfrauen”, ist nicht bekannt – weist den frierenden Mann ab und ruft die Polizei. Den eintreffenden Streifenbeamten zeigt der Schutzsuchende die abgelösten Sohlen seiner Schuhe und verkündet, nicht freiwillig aus dem Vorraum der Kirche weichen zu wollen. Die Polizisten reagieren gelassen. Es gelingt ihnen, den Mann zu überreden, ihn in ein Obdachlosenheim zu fahren.
Unser Bericht basiert auf einer kurzen Meldung im amtlichen Polizeiportal. Es fehlt an unabhängigen, zuverlässigen Zeugen. Wer hat mehr gesehen, kennt vielleicht den Mann, die Kirche und die näheren Umstände? Dennoch sind auch ohne weitere Recherchen Fragen gestattet.
Zum Beispiel diese:
– Warum hat der Pfarrer oder einer seiner Mitarbeiter nicht selbst den Versuch gemacht, die Hilfe ohne Einschaltung der Ordnungsmacht zu organisieren? Warum gelang es ihnen nicht, in Gesprächen den Mann davon zu überzeugen, dass er im Obdachlosenheim, welches auch z. B. sanitär auf Übernachtungen eingerichtet ist, besser aufgehoben sei? WAS IST DAS FÜR EINE „SEELSORGE”?
– Selbst wenn es also so geschehen ist, dass „die Kirche” – Pfarrer, Mitarbeiter, Kirchgänger, wer auch immer – hier entsprechend Vorarbeit geleistet hatte und die Polizei den Mann eigentlich nur noch einsammeln und transportieren brauchte – WARUM gerade die bewaffnete Ordnungsmacht? Hätte es nicht genügt, dass
– entweder der Pfarrer selbst, oder einer seiner Mitarbeiter, oder
– ein Taxi, welches dann nur noch vorzubezahlen wäre, oder
– der Fahrdienst des Heimes, ggf. ein Sozialarbeiter oder der Heimleiter, oder
– einer der unzähligen „sozialen” Dienste in der Stadt, Malteser, Rotes Kreuz oder sonstwelche von den bekannten Adressen, die sich von Spenden- und Steuergeldern nähren und den Samariter-Anstrich geben, den Schutzsuchen mal eben dahin fährt, wo dieses Heim wohl sein mag? Das dürften wohl in einer 13000-Einwohner-Stadt keine „Hamburger Entfernungen” sein, 2 Stunden für 15 km, sondern maximal 10 Minuten Aufwand, wenn es hochkommt, mit Einweisung bei der Übergabe des Klienten 15 Minuten.
– Und damit, anküpfend an die erste Frage: Was kennen der Pfarrer und sein Kreis eigentlich von der Bibel? Was haben sie davon gelernt, wenn sie überhaupt je mehr gelernt haben als ihren katholischen Katechismus und wie man formvollendet liturgisch den „Leib Christi” empfängt? Was sagt ihnen folgende Bibelstelle: Matthäus 25,31-46?
Die handelt vom jüngsten Gericht. Wie die Schafe von den Böcken, die Christus, den Herrn aller Christen, in seiner Blöße nicht erkannt und ihn nicht versorgt haben, getrennt werden. Um hier, in Bonyhád, nicht als künftiger Bock zu gelten, hätte es die Darreichung eines heißen Kaffees, ein anschließendes Klientengespräch und das Angebot, den Gast in ein Obdachenlosenheim zu fahren, getan.
Quelle (ungarisch):
http://police.hu/hirek-es-informaciok/legfrissebb-hireink/helyi-hirek/hajlektalan-szallora-vittek-a-ferfit