Wer Zweifel an der Atompolitik sät, erntet Sonne und Wind

Gruß an die Budapester LMP-Fraktion anläßlich ihres Besuches in Pécs

Die Fraktion der „Lehet Más Politika” im Parlament wird heute, am Freitag, den 5. Oktober 2012 nach Pécs kommen, um in der Europäischen Kulturhauptstadt eine Pressekonferenz abzuhalten, gefolgt von einer Fraktionssitzung am Nachmittag.
Die Lehet Más Politika ist bisher die einzige politische Kraft, welche den Kampf der neMecsek-Bewegung gegen die Wiedereröffnung der Uranmine unter Pécs unterstützt hat.

Wir möchten die Fraktion daher an dieser Stelle herzlich in unserer Stadt willkommen heißen und der LMP, besonders ihrer lokalen Organisation im Komitat Baranya, unseren wärmsten Dank für ihren Einsatz an unserer Seite aussprechen. Dieser Dank gilt voran den beiden Stadtverordneten im Stadtparlament, Herrn Dr. József Kóbor und Herrn Dr. Loránt Keresztes. Die beiden Mandatsträger haben mit als Erste in der Öffentlichkeit gegen die Wiedereröffnung der 1997 geschlossenen Uranmine im Mecsek Stellung bezogen und nach allen Seiten, insbesondere auf der politischen Ebene, laufend über die zu erwartenden Gefahren des Abbaus von Uran unter einer Großstadt informiert.
Wenn inzwischen von einzelnen Abgeordneten anderer Parteien – wenn auch nur im kleinen Kreis – Zweifel am Sinn der Uranmine, an ihrer Umweltverträglichkeit sowie am wirtschaftlichen Nutzen für den Haushalt der Stadt und des Landes angesichts der zu erwartenden Milliardenkosten, die von künftigen Generationen zur Beseitigung der Folgeschäden aufzubringen sind, geäußert werden, so dürfen wir wohl zu Recht davon ausgehen, dass die gute Informationsbasis und die Sachargumente, die Herr Dr. Kóbor und Herr Dr. Keresztes bei jeder Gelegenheit, im Stadtparlament, in Foren, in den Veranstaltungen der künftigen Betreiberfirma Wildhorse Energy und ihrer Partner vortragen, daran ihren Anteil haben.
Wenn man insofern von der Lage in der Europäischen Kulturhauptstadt sagen darf: „Hangulatilag kedvező a helyzet az uránbányá megnynitása ellen” („Die Stimmung gegen die Wiedereröffnung der Uranmine ist gut”, abgewandeltes Zitat des Pécser Bürgermeisters Dr. Zsolt Páva, in: http://www.tudositok.hu/6246/video/Uranerc_utan_kutatnak_Pecs_kornyeken), so gilt dies derzeit leider nicht für die ungarische Hauptstadt. Weder ist in der großen FIDESZ-Fraktion, noch in den Reihen ihres kleineren Bündnispartners KDNP, welche doch eine christliche Ethik und Wertorientierung als Grundlage ihres politischen Bewusstseins und Handelns beansprucht, noch in der näheren Umgebung des Ministerpräsidenten, unter seinen vielen, vielen Staatssekretären, Sprechern, Beratern, unter Abzug von 1-2 Ausnahmen fast nur Herren, auch nur der Schimmer eines Zweifels am Pro-Atom-Kurs des Orbán-Kabinetts zu spüren. Im Gegenteil, die staatlichen Rückkaufpläne für die E.ON, das Visegrad-Treffen im Zeichen der „Schlüsselrolle” der Teilnehmer bei der künftigen Energieversorgung Europas, der Litauen-Besuch von Ministerpräsident Orbán und jüngst sein harmoniebemühter Auftritt mit seinem slowakischen Amtskollegen Robert Fico, der doch angeblich noch vor kurzem sein härtester Widerstreiter war, lassen darauf schließen, dass es dieser Regierung ganz ernst ist um eine neue Atom-Lieferantenmacht Ungarn, ganz gleich, wie ein Gutachten zur Umweltverträglichkeit des Uranbergbaus, auf welches Frager immer wieder zum 15.10. vertröstet werden, ausfallen wird. Wer die Bilder sieht und meint, es gehe um gute Nachbarschaft und friedlichen Handel, der lasse sich sagen: Das ist allenfalls ein Nebeneffekt. Es geht um ein neues Atom-Kartell. Die Rechnung ist einfach: Wer als Bergmann in der Uranmine seine Familie ernähren kann, rebelliert nicht – auch wenn er mit 40 Jahren an Lungenkrebs stirbt. Diese Aussicht eint die Landesfürsten von Prag bis Budapest, die bis kurzem noch um Ressourcen und Einfluss in der Region rangelten.
So wir also vor diesem Hintergrund mit dem Besuch der Landes-LMP-Fraktion in Pécs einen Wunsch verbinden, dann diesen: Tragen Sie bitte die Zweifel an einer anachronistischen Atom-Autarkie-Politik, die an die stalinistische Industrialisierungsära der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts erinnert, in die Reihen der Parlamentskollegen der anderen Fraktionen. Viele von Ihnen waren lange nicht Pécs, mancher aus Ihrer Gruppe ist das erste Mal hier. Von Budapest aus gesehen ist Pécs die Stadt hinter den Bergen. Wer sich der Stadt von Westen her mit dem Zug oder von Norden her mit dem Auto nähert, sieht schon von Ferne das majestätische, wunderbar grünblaue Mecsek-Gebirge. Ihre Rückreise nach Budapest wird teils in den schon dunkelnden Herbstabend fallen. In anderen europäischen Ländern säumen nachts die roten, dem Flugverkehr gewidmeten Warnlichter der Windkraftwerke die Autobahnen. In Ungarn hingegen sind die einzigen Lichter, die den Weg des nächtlichen Reisenden markieren, konventionelle Straßenlampen und illuminierte Reklameschilder. Säen Sie Zweifel an dieser Energiepolitik – Sie werden Windenergie ernten!

Nerd Admin